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2017 – Spätsommer

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Die letzte dunklere Generation des Landkärtchens ist unterwegs. Saisondimorphismus nennt man das Phänomen, wenn sich erste und zweite Generation wie bei diesem Tagfalter deutlich unterscheiden. Gesteuert wird dieses Phänomen durch die Tageslänge während der Raupenentwicklung. Die Frühjahresgeneration schlüpft aus den überwinternden Puppen und sieht anders aus als ihre Eltern.

Die seltene Seidenbiene Colletes succinctus ist eine Biotop- und Nahrungsspezialistin, die in Heidegebieten an die dort landschaftsprägende Besenheide (Calluna vulgaris) gebunden ist. Die Hosenbiene wurde im gleichen Lebensraum fotografiert, nutzt dagegen nur die offenen sandigen Stellen zum Nesthöhlenbau. Sie ist auf Korbblütler z.B. Zichorien, Habichtskraut oder Bitterkraut spezialisiert. Die Blutbiene, eine Kuckucksbiene, die ihre Eier an die Eier und Pollenvorräte anderer Wirtsbienen legt, wurde beim „Besuch“ der Nesthöhlen der Hosenbienen  beobachtet.

 

Wildbienen, Landkärtchen, Sandschrecke

  • Seidenbiene

    Seidenbiene
    Colletes succinctus (w)

  • Seidenbiene

    Seidenbiene
    Colletes succinctus (m)

  • Hosenbiene

    Hosenbiene
    Dasypoda spp.

  • Blutbiene

    Blutbiene
    Sphecodes spp.

  • Grabwespe betäubt Wildbiene

    Grabwespe betäubt Wildbiene
    Mellinus arvensis

  • Blauflügelige Sandschrecke

    Blauflügelige Sandschrecke
    (Sphingonotus caerulans) Abgrabung Petershagen Windheim/Weser

  • Blauflügelige Sandschrecke

    Blauflügelige Sandschrecke
    Abgrabung Petershagen Windheim/Weser

  • Blauflügelige Sandschrecke

    Blauflügelige Sandschrecke
    Petershagen Windheim/Weser

 

Pressetext: Seltener Fund in einer Petershäger Abgrabung

Unscheinbar und variabel dem Untergrund angepasst ist die Blauflügelige Sandschrecke (Sphingonotus caerulans) in ihrem angestammten Lebensraum kaum auszumachen. Je nach Untergrund gibt es rotbraune bis gelbliche oder fast schwarze aber auch graue Exemplare. Das Besondere ist, dass diese Schrecke, wenn sie fliegt, wunderschöne blaue Hinterflügel hat.

Dieses zu den Feldheuschrecken gehörende 2-3 cm große Insekt war bislang im Kreis Minden Lübbecke unbekannt. Der nächste bekannte Fundort liegt in Paderborn. Nun gelang es unabhängig voneinander Armin Deutsch aus Bielefeld, der regelmäßig Vogelbeobachtungen an den Kiesgruben an der Weser durchführt, und Karin Bohrer vom NABU aus Petershagen diese seltene Schrecke auf dem Gelände einer vor kurzem beendeten Kiesabgrabung in Windheim/Döhren nachzuweisen. Die Blauflügelige Sandschrecke ist eine wärmeliebende Heuschreckenart, die im norddeutschen Tiefland weitgehend nur auf trockenen Sanddünen und im südwestlichen Rheinland in Kiesgruben, auf Halden, trocken warmen Ruderalfluren, Industriebrachen und Bahnanlagen vorkommt.

Karin Bohrer und Armin Deutsch vermuten, dass die Ausdehnung dieser Heuschreckenart entlang den Bahnlinien erfolgt. Denn häufig werden sie zunächst auf Bahnhöfen und an Gleisen beobachtet. Diese meist geschotterten Flächen kommen den Lebensraumansprüchen dieser Pionierart am nächsten. Auch die Abgrabung in Windheim/Döhren liegt direkt an der Bahnlinie Minden-Nienburg, sodass sich der Verdacht der Besiedlung über diesen Weg aufdrängt. Diese Abgrabung ist natürlich ein Eldorado für die Heuschrecke.

Die Blauflügelige Sandschrecke bewegt sich meist am Boden fort, bei Störungen fliegt sie auf und schlägt beim Landen Haken, sodass sie danach schwer zu entdecken ist. Man findet sie auf kahlen Bodenflächen, wo sie durch ihre Färbung gut getarnt ist. Anders als viele andere Heuschreckenarten macht sie für uns Menschen kaum wahrnehmbare Lautäußerungen. Die Eiablage erfolgt im Boden und die Überwinterung findet im Ei statt. Im Frühsommer schlüpfen dann die Larven. Die Erwachsenen und geschlechtsreifen Tiere findet man von Juli bis Oktober. Die Blauflügelige Sandschrecke hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten über das südliche Rheinland und das Ruhrgebiet bis in die Westfälische Bucht ausgebreitet. Sie hat wie andere „südliche“ Insektenarten, von dem deutlich wärmeren Klima profitiert Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich diese Art in den nächsten Jahren in weiteren Abgrabungen oder ähnlich vegetationsarmen Flächen des Kreises Minden-Lübbecke ansiedeln wird.

 

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